Berichte aus den Vorjahren
Nobelpreis-Lecture 2021
Am 27.01.2021 fand wieder die alljährliche Nobelpreis Lecture der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften statt – diesmal unter Corona Bedingungen über Zoom. Die Veranstaltung wird vom Förderverein der Wirtschaftswissenschaften der RWTH organisiert, der sich seit über 30 Jahren für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in Aachen einsetzt.
Prof. Christian Grund vom Lehrstuhl für Personal begrüßte die Zuhörer zur siebten Nobelpreis Lecture und gab einen Ausblick auf die Lecture, in der die Nobelpreise aus den Jahren 2012 und 2020 vorgestellt werden sollten.
Anschließend gab er das Wort an Prof. Thomas Kittsteiner vom Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre insb. Mikroökonomie, der den Nobelpreis aus dem Jahr 2020 zum Thema „Jenseits von eBay und Sotheby’s – Die Suche nach der perfekten Auktion“ präsentierte. Zuerst gab er eine kleine Einführung in das Thema Marktdesign und erklärte, warum das Thema neben vermeintlich wichtigeren globalen Problemen trotzdem einen hohen Stellenwert hat und Forschungen aus diesem Themengebiet den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verdienen. Dann widmete sich Prof. Kittsteiner den Nobelpreisträgern Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson. Sie erhielten den Nobelpreis für die Verbesserungen der Auktionstheorie und der Erfindung neuer Aktionsformate. Die US-Forscher zeigten an ihren Modellen, dass Auktionen unterschiedlich gestaltet sein müssen, je nachdem welches Ergebnis sie erzielen sollen. Hier kommt es meist nicht auf die Gewinnmaximierung an, sondern unter anderem auch auf die Sicherheit der Versorgung. Das heißt, nicht das höchste Gebot erhält den Zuschlag, sondern solche, die mehrere gesellschaftliche Bedürfnisse an die Transaktion befriedigen.
Im zweiten Teil des Vortrags stellte Prof. Britta Peis vom Lehrstuhl für Management Science den Nobelpreis aus dem Jahr 2012 an Lloyd S. Shapley und Alvin E. Roth vor: „Nierentransplantationen, Kindertagesstätten und stabile Partnerschaften – Ansätze und Anwendungen der Matching-Theorie“. Sie erhielten den Nobelpreis für die Theorie stabiler Verteilungen sowie deren empirische Anwendungen und Weiterentwicklungen. Beide Forscher bedienten sich der sogenannten Spieltheorie, die versucht menschliche Entscheidungen nachvollziehbar zu machen und auf den wirtschaftlichen Markt übertragen werden kann. Die gesellschaftlich relevanten Erkenntnisse der Forscher helfen beispielsweise bei Zuordnungen von Studienplatzbewerbern zu Universitäten oder von Organspenden zu Patienten, die auf ein Spendeorgan warten.
Die Veranstaltung endete mit einer abschließenden Frage- und Diskussionsrunde.
Nobelpreis-Lecture 2020
Am 22.01.2020 lud der Förderverein der Wirtschaftswissenschaften der RWTH zur sechsten Nobelpreis-Lecture in der Couvenhalle ein. Der Förderverein setzt sich seit über 30 Jahren für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in Aachen ein. Er stellt den Kontakt zwischen Managern, Unternehmen, Lehrenden, Studierenden und Absolventen her, um einen regelmäßigen Gedankenaustausch zum gesamtgesellschaftlichen Vorteil zu sichern.
Zu Beginn richteten Prof. Dr. Oliver Lorz vom Lehr- und Forschungsgebiet Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Prof. Dr. Paul Thomes vom Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschafts-, Sozial- und Technologiegeschichte und Wolfgang Mainz als Vertreter des Fördervereins ihre Grußworte an die Zuhörer.
Als erstes wurde der der Wirtschaftsnobelpreis aus dem Jahr 1993 vorgestellt. Robert Fogel und Douglass North gewannen diesen für die Erneuerung der wirtschaftsgeschichtlichen Forschung durch Anwendung ökonomischer Theorie und quantitativer Methoden, um den wirtschaftlichen und institutionellen Wandel zu erklären. Durch die Erneuerung ist es möglich geworden, neue Erkenntnisse über die Vergangenheit zu gewinnen und zudem irrelevante Theorien zu negieren. Ihre Arbeit erweiterte unser Wissen und Verständnis darüber wie, warum und wann wirtschaftlicher Wandel in fundamentalen Forschungsgebieten auftritt.
Im zweiten Teil des Vortrags wurden die drei Ökonomen Abhijit Banarjee, Esther Duflo und Michael Kremer vorgestellt, die im Jahr 2019 den Wirtschaftsnobelpreis für ihren experimentellen Ansatz zur Bekämpfung der weltweiten Armut erhielten. Die Forschung der Preisträger habe unsere Fähigkeit zur Bekämpfung der globalen Armut erheblich verbessert, so die Königlich-Schwedische Akademie der Wirtschaftswissenschaften. Kremer hatte seit den 1990er-Jahren die Lernergebnisse von Schulkindern in Kenia erforscht, woraufhin das Forscher-Trio ähnliche Studien zu anderen Problemen in anderen Ländern durchführte. Inzwischen dominieren die Methoden des Forscher-Trios die Entwicklungsökonomie.
Nach einer anschließenden Fragerunde ließen die Teilnehmer die Veranstaltung bei einem Umtrunk ausklingen.
Nobelpreis-Lecture 2019
Am 23.01.2019 lud der Förderverein der Wirtschaftswissenschaften der RWTH zur Nobelpreis-Lecture in der Couvenhalle ein, um dort die wichtigsten Erkenntnisse der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften der Jahre 2018, 1997 und 1990 vorzustellen.
Der Förderverein setzt sich seit über 30 Jahren für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in Aachen ein. Er stellt den Kontakt zwischen Managern, Unternehmen, Lehrenden, Studierenden und Absolventen her, um einen regelmäßigen Gedankenaustausch zum gesamtgesellschaftlichen Vorteil zu sichern.
Das Wort hatten Prof. Dr. Almut Balleer und Prof. Dr. Wolfgang Breuer. Sie begrüßten die zahlreich erschienenen Gäste zur bereits zum fünften Mal stattfindenden Nobelpreis-Lecture.
Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2018 ging an zwei US-Ökonomen: William D. Nordhaus und Paul M. Romer. Beide wurden für ihre Forschung zum Klimawandel und technologischen Innovationen ausgezeichnet. Sie trug vor allem zum besseren Verständnis von nachhaltigem Wirtschaftswachstum im Zusammenhang mit Klimawandel und technischem Fortschritt bei. Sie hätten dabei "Methoden entwickelt, die Antworten auf die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit liefern", erklärte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften.
Im Jahr 1990 wurden Harry Markowitz, Merton Miller und William Sharpe mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Dafür sorgte ihre zukunftsweisende Arbeit zur Theorie der Finanzökonomik.
Die Nobelpreisträger von 1997 waren Robert C. Merton und Myron S. Scholes. Sie haben in Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Fischer Black eine Formel für die Bewertung von Aktienoptionen entwickelt. Ihre Methodik hat in vielen Bereichen den Weg für ökonomische Bewertungen geebnet. Sie hat auch neue Arten von Finanzinstrumenten hervorgebracht und ein effizienteres Risikomanagement in der Gesellschaft ermöglicht.
Abschließend fand ein Umtrunk statt, der die Gäste der fünften Nobelpreis-Lecture zum weiteren Diskurs einlud.
Nobelpreis-Lecture 2018
Am 22. Januar 2018 lud der Förderverein der Wirtschaftswissenschaften der RWTH zur vierten Nobelpreis-Lecture ein. Der Förderverein setzt sich seit über 30 Jahren für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in Aachen ein. Er stellt den Kontakt zwischen Managern, Unternehmen, Lehrenden, Studierenden und Absolventen her, um einen regelmäßigen Gedankenaustausch zum gesamtgesellschaftlichen Vorteil zu sichern.
Zu Beginn begrüßte Herr Professor Dr. Kittsteiner die etwa 200 Gäste in der vollbesetzten Couven-Halle der RWTH Aachen University. Anschließend richteten auch Wolfgang Mainz als Vertreter des Fördervereins sowie Professor Dr. Peter Letmathe ihre Grußworte an die Zuhörer.
Zunächst begann Herr Professor Dr. Lontzek mit der Vorstellung des Wirtschaftsnobelpreises des Jahres 1972, den Kenneth J. Arrow sowie John R. Hicks „für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur allgemeinen Theorie des ökonomischen Gleichgewichts und zur Wohlfahrtstheorie“ erhielten. Dabei legte er den Fokus auf Werdegang und Forschungsarbeiten von Kenneth J. Arrow. In seinem Hauptwerk, der Theorie kollektiver Entscheidungen, durch die er im Alleingang Begründer des Forschungsfelds der Social Choice wurde, beschäftigte Arrow sich mit der Aufstellung einer sozialen Wohlfahrtsfunktion. Dabei fand er einen mathematischen Beweis dafür, dass es keine ideale Abstimmungsregel gibt, um kollektive Entscheidungen zu treffen.
Im zweiten Vortrag wurde Richard H. Thaler, der den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften im Jahr 2017 „für seine Beiträge zur Verhaltensökonomik“ erhielt, von Herrn Professor Dr. Böhm vorgestellt. Dabei gab er seinen Zuhörern drei durch Richard Thaler inspirierte Tipps, "wie man den Nobelpreis gewinnt“. Dabei betonte er, dass Thaler mit seiner Forschungsarbeit nicht nur die Verhaltensökonomik, sondern auch die praktische Anwendung verhaltensökonomischer Erkenntnisse gefördert hat. Auch der durch Thaler geprägte Begriff des "Nudgings", der die Praxis, das Verhalten von Menschen ohne Verbote, schwerwiegende Eingriffe in ihre Wahlfreiheit oder ökonomische Anreize in eine gewünschte Richtung zu lenken, beschreibt, wurde thematisiert. Abschließend benannte Herr Professor Dr. Böhm eine scharfe Beobachtung der Umwelt, den Blick über den (ökonomischen) Tellerrand hinaus sowie die Motivation, wissenschaftliche Erkenntnisse praktisch nutzbar zu machen als Erfolgsfaktoren des Wirtschaftsnobelpreisträgers aus dem Jahr 2017.
Nach einer anschließenden Fragerunde ließen die Teilnehmer die Veranstaltung bei einem Umtrunk ausklingen. Die Initiatoren der Veranstaltung, Professor Dr. Letmathe und Wolfgang Mainz, bedanken sich bei allen Beteiligten und Teilnehmern und freuen sich auf eine Neuauflage der Nobelpreis-Lecture. Organisiert wurde die Veranstaltung von Erik Esser und Matthias Schinner.
Nobelpreis-Lecture 2017
Von der nicht-kooperativen Spieltheorie bis hin zur Vertragstheorie
Am 25.01.2017 lud der Förderverein der Wirtschaftswissenschaften der RWTH gemeinsam mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften zur dritten wirtschaftswissenschaftlichen Nobelpreis-Lecture. Dieser setzt sich seit über 30 Jahren für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in Aachen ein. Er stellt den Kontakt zwischen Managern, Unternehmen, Lehrenden, Studierenden und Absolventen her, um einen regelmäßigen Gedankenaustausch zum gesamtgesellschaftlichen Vorteil zu sichern.
Zu Beginn begrüßte Herr Professor Dr. Steininger die etwa 100 Gäste in der Couven-Halle der RWTH Aachen University. Anschließend richteten auch der Dekan der Fakultät, Herr Professor Dr. Kittsteiner, sowie Herr Professor Dr. Thomes als Vertreter des Fördervereins ihre Grußworte an die Zuhörer.
Zunächst begann Frau Professorin Dr. Harbring mit der Vorstellung des Wirtschaftsnobelpreises des Jahres 1994, den Reinhard Selten, John F. Nash Jr. und John C. Harsanyi für „ihre bahnbrechende Analyse der Gleichgewichte in der Theorie der nicht-kooperativen Spiele“ erhielten. Dabei legte sie den Fokus auf die Forschung von Reinhard Selten, mit dem sie während ihrer Zeit an der Universität Bonn zusammenarbeitete. Sein zentrales Konzept des teilspielperfekten Gleichgewichts stellt eine Verfeinerung des Nash-Gleichgewichtes in der mathematischen Spieltheorie dar. Darüber hinaus gründete Reinhard Selten 1984 das erste europäische Labor für experimentelle Wirtschaftsforschung in Bonn. Seinem Wunsch, dass seine Schüler die Standards der experimentellen Wirtschaftsforschung in die internationale Forschung weitertragen, wurde mit dem Buch „The Selten School of Behavioral Economics“ entsprochen. Auch die vielschichtige Person „Reinhard Selten“ und seine Begeisterung für Psychologie, Astronomie, Physik und Biologie fand Würdigung durch Frau Harbring.
Im zweiten Vortrag wurden Oliver Hart und Bengt Holmström, die den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften im Jahr 2016 für ihre Beiträge zum Thema „Vertragstheorie“ erhielten, von Herrn Professor Dr. Grund vorgestellt. Oliver Hart und Bengt Holmström formulierten in ihrem wissenschaftlichen Werk „The Theory of Contracts“ (1986) theoretische Modelle der Vertragstheorie, mit denen real existierende Verträge besser beschrieben und künftig gestaltet werden können. Neben der ergebnisabhängigen Entlohnung wurden drei zusätzliche Erweiterungen vorgestellt: Multitasking, Karriereüberlegungen und Teamarbeit. Zuletzt hat Herr Grund noch die Problematik aufgegriffen, ob die Möglichkeit einer feindlichen Unternehmensübernahme zu effizienten Managerentscheidungen führt. Dabei wurde das Trittbrettfahrerverhalten der Eigenkapitalgeber bezüglich der Managerkontrolle erläutert.
Nach einer anschließenden Diskussion, während der die Referenten Fragen zur gesellschaftlichen Bedeutung und zu den Implikationen der Arbeiten der Preisträger beantworteten, ließen die Teilnehmer die Veranstaltung bei einem Umtrunk ausklingen. Die Initiatoren und Organisatoren der Veranstaltung, Professor Dr. Steininger und Wolfgang Mainz, möchten sich bei allen Beteiligten und Teilnehmern bedanken und freuen sich auf eine Neuauflage der Nobelpreis-Lecture.
Fotos der Nobelpreis-Lecture 2017 finden Sie hier.
Nobelpreis-Lecture 2016
Am 18.01.16 lud der Förderverein der Wirtschaftswissenschaften der RWTH Aachen gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Controlling zu der zweiten wirtschaftswissenschaftlichen Nobelpreis-Lecture ein.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Dekan der Fakultät, Herr Professor Dr. Kittsteiner, die etwa 250 anwesenden Gäste. Auch Wolfgang Mainz, Vorstand des Fördervereins der Wirtschaftswissenschaften, richtete einige Grußworte an die Zuhörer. Der Förderverein setzt sich seit mehr als 30 Jahren für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ein. Er stellt Kontakte zwischen Managern, Unternehmen, Lehrenden, Studierenden und Absolventen her, um einen regelmäßigen Gedankenaustausch zu ermöglichen.
Im Anschluss begann Professor Dr. Lorz mit der Vorstellung des Wirtschaftsnobelpreises von 2015, den Angus Deaton für seine „Analyse von Verbrauch, Armut und Wohlfahrt“ erhielt. Dabei wurde nicht ein einzelnes zentrales Werk von ihm ausgezeichnet, sondern die breite Palette seiner Forschungen zu den Themen Konsum, Einkommen und Wohlfahrt. Sein „beinahe ideales Nachfragesystem“ hat sich inzwischen zu einem Standardansatz entwickelt, um die Wirkungen von Preis- und Einkommensänderungen auf die Nachfrage nach unterschiedlichen Gütern und die individuelle Wohlfahrt ermitteln zu können. Mit Beiträgen zum Zusammenhang zwischen Einkommen, Ersparnis und Konsum hat er darüber hinaus gezeigt, wie wichtig es ist, die Heterogenität von Konsumenten bei der Analyse gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge zu berücksichtigen. Letztlich hat er auch maßgeblich dazu beigetragen, auf Grundlage von Haushaltsbefragungen zu aussagekräftigen Daten über den Lebensstandard der Ärmsten in Entwicklungsländern zu gelangen.
Den zweiten Vortrag widmete Professor Dr. Gürerk Vernon L. Smith, der den Wirtschaftsnobelpreis im Jahr 2002 für seine Forschung zum Thema „Spielend Geld verdienen – Etablierung von Laborexperimenten als Werkzeug der empirischen ökonomischen Analyse“ erhielt. Vernon L. Smith ist einer der Pioniere der „experimentellen Wirtschaftsforschung“, die gleichzeitig eine Forschungsmethode als auch ein ständig wachsendes Forschungsgebiet der Wirtschaftswissenschaften bezeichnet. Smith prägte sowohl mit seinen wichtigen methodologischen als auch einflussreichen inhaltlichen Beiträgen die Anfänge der experimentellen Wirtschaftsforschung. So hat er eine Reihe experimenteller Methoden entwickelt, wie beispielsweise die erfolgsabhängige Bezahlung der Teilnehmer, die den Standard für Laborexperimente in der Wirtschaftsforschung bilden. In eigenen Experimenten untersuchte Smith die Bedeutung alternativer Marktinstitutionen; zum Beispiel dass das Regelwerk einer Auktion entscheidenden Einfluss darauf hat, welchen Preis ein Verkäufer erwarten kann. Smith propagierte auch, dass man das Laboratorium als einen „Windtunnel“ benutzen kann, in dem „Spielregeln“ für neue Märkte – wie etwa deregulierte Elektrizitätsmärkte – getestet werden, bevor sie in die Praxis übernommen werden. Vernon Smiths Arbeit hat entscheidend dazu beigetragen, dass die experimentelle Methode mittlerweile zu einem wichtigen Werkzeug in der empirischen wirtschaftswissenschaftlichen Analyse geworden ist.
Nach einer anschließenden Fragerunde konnten die Teilnehmer die Veranstaltung bei einem Umtrunk ausklingen lassen. Die Initiatoren der Veranstaltung, Professor Dr. Letmathe und Wolfgang Mainz, möchten sich bei allen Teilnehmern bedanken und freuen sich schon auf eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe.
Fotos der Nobelpreis-Lecture 2016 sind hier einzusehen.
Nobelpreis-Lecture 2015
Zum ersten Mal fand eine wirtschaftswissenschaftliche Nobelpreis-Lecture an der RWTH Aachen statt. Der Förderverein Wirtschaftswissenschaften der RWTH Aachen e.V. im Zusammenschluss mit dem Lehrstuhl für Controlling lud am Montag, den 12. Januar ab 18:30 Uhr zu einer neuen Veranstaltungsreihe ein.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Wolfgang Mainz, Vorstand des Fördervereins Wirtschaftswissenschaften, die Gäste und nutzte die Gelegenheit den Verein allen Besuchern bekannt zu machen. Der Förderverein der Wirtschaftswissenschaften der RWTH setzt sich seit mehr als 30 Jahren für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ein. Er stellt Kontakte zwischen Managern, Unternehmen, Lehrenden, Studierenden und Absolventen her, mit dem Ziel des regelmäßigen Gedankenaustausches.
Im Anschluss begann Juniorprofessor Bertram Steiniger mit der Vorstellung des Wirtschaftsnobelpreises von 2013, den die Forscher Eugene F. Fama, Lars Peter Hansen und Robert J. Shiller „für ihre empirische Analyse von Vermögenspreisen“ erhielten. Dabei untersuchten sie effiziente Märkte und wie sich Immobilienblasen bilden. Im Rahmen der jährlichen Nobelpreisverleihungen ist nicht jede Nobelpreiskategorie geeignet, gegensätzliche Meinungen auszuzeichnen, der Wirtschaftsnobelpreis schon – ein Mehrwert für unsere Disziplin. Zeigte Eugene Fama in den 60er Jahren noch, dass Aktienrenditen kurzfristig nahezu nicht vorhersagbar wären und effiziente Märkte neue Informationen sofort in Preise umwandeln, widersprechen Lars Hansen und Robert Shiller mit ihren empirischen Datenanalysen gerade diesen Thesen. Sie zeigen einerseits die begrenzte Prognosefähigkeit von Renditen und anderseits die Irrationalität von Märkten auf, die z.B. zur letzten Immobilienblase in den USA führte. Ihre Erkenntnisse finden seit Jahren in der Praxis sowohl bei Index-Fonds als auch Value-Investing-Strategien Anwendung.
Im zweiten Vortrag widmete sich Prof. Thomas Kittsteiner dem Wirtschaftsnobeplreisträger 2014 Jean Tirole, der „für seine Analyse von Marktmacht und -regulierung“ die höchste wissenschaftliche Auszeichnung erhielt. Jean Tirole widmete sich in seinen Arbeiten mächtigen Firmen, die gegeneinander und gegen die Regulierungsbehörden strategische Spiele spielen. In den Wirtschaftswissenschaften wurde der Nobelpreis häufig für eine einzelne, bahnbrechende Idee vergeben. Der Beitrag von Jean Tirole lässt sich dagegen nicht auf eine einzelne Arbeit oder Idee reduzieren. Der Preis ist vielmehr eine Würdigung seiner zahlreichen Beiträge zur Industrieökonomik. Jean Tirole hat erkannt, dass man eine bestimmte Industrie oder Branche und die Strategien und Handlungen deren Unternehmen nur dann richtig verstehen und, wenn nötig, regulieren kann, wenn man die jeweiligen Charakteristika der Industrien berücksichtigt. Dieses ist schwierig. So kann Marktmacht z.B. daher kommen, dass es Konsumenten und staatlichen Behörden an wichtigen Informationen mangelt, dass Marktteilnehmer strategisch agieren und/oder dass Regulierer nicht immer die öffentlichen Interessen vertreten. Jean Tirole hat eine ganze Toolbox entwickelt, um diese verschiedenen Aspekte zu verstehen und Empfehlungen für die Praxis herzuleiten.
Nach einer anschließenden Fragerunde konnten die Teilnehmer die Veranstaltung bei einem kleinen Umtrunk im persönlichen Gespräch ausklingen lassen. Die Initiatoren der Veranstaltung, Prof. Dr. Letmathe und Wolfgang Mainz, möchten sich bei allen Teilnehmern bedanken und freuen sich schon auf eine Fortsetzung dieser Veranstaltungsreihe.
Fotos der Nobelpreis-Lecture 2015 finden Sie hier.